'.1 * Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u s g e g e b e n von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börscnvcrcins. M 95. Freitags, den 29. Oktober 1841. Ist das Eolportircn erlaubt oder nicht? (Aus der Südd. Buchhändler-Zeit.) Eine kitzliche, aber sicher eine wichtige Frage für die Hauptsache im Buchhandel, den Absatz. Es lohnt schon die Mühe, die verschiedenen Seiten derselben etwas näher ins Auge zu fassen, Freunde und Gegner darüber zu vernehmen, vielleichtauch ein Scherfleinzu einem End-Üctheil, sei es pro oder contra beizusteuern. Dies um so mehr, als einer der Hauptstreitpunctc, dasMerkantil-Prinzip oder das Buch- händlerische, stark dabei betheiligt sein werden, und der Sieg des einen oder andern so ziemlich den Untergang oder die Fortexistenz der heutigen Buchhandels-Physiognomie bedingt. Warum über diesen Weg des Absatzes nur überhaupt streiten ? sprechen kühn die m odern en Ve rl eg e r unter den Freun den der Sache, wir sind Kauflcute, wir drucken, um abzu setzen, je mehr, je besser, gleichviel wie, durch wen, zu wel chem Preise, wenn nur mit Gewinn. Verächtlich wendet sich bei solcher Rede die Elite des alten Verlagsbuchhandcls ab, vielleicht vorzugsweise im Norden, oder wer immer zu den Eonservativen in diesem Sinne gehören will, sei er klein oder groß-—-wer „colportiren" läßt als Verleger, gehört bei ihr doppelt zu den Pfuschern, Eindringlingen, unheilvollen Neuerern in dem alten ehrwürdigen Vereine. Wessen Bü cher nicht „gehen" auf dem althergebrachten soliden Wege, der soll das Verlegen bleiben lassen, fahren die Anhänger der alten Schule fort: Diese künstlich gesteigerten Verkaufsmit- tcl stumpfen das Publikumjab, bringen Widerwillen hervor, und entwürdigen den Beruf, oder sic sind gar Wege, um ver botenen Waarcn, trügerischen oder vergiftenden Inhalts, Käufer zu schaffen. Darum ein Veto darüber für Jeden, der an dem alten Stamm des Handels bleiben und keine unedlen, verderblich wuchernden Zweige treiben will. Doch ließen wir auch diesen Streit zweier Parteien, deren keine der andern Gesetze vorschreiben darf oder auch nur guten Rath zu ertheilen hat—mnausgesochten auf sich beruhen— 8r Jahrgang. ' , der Sortimentshandel erhebt sein mächtiges Haupt und schleudert einen empfindlichem Bannstrahl gegen die Verlegecschaar, di- ihm räuberisch in sein Gebiet Ml und erntet, wo nur der ernten soll, der in ununterbrochener Arbeit das ganze Jahr durch auch da säetc, wo kein Ertrag zu hof fen ist. Wem unsere Mühe und unsere Hülfe nicht genügt, heißt es bei den Sortimentern, wer auf eigne Faust uns ent zieht, was von spärlichem Gewinne uns gebührt, der mag fortan seine sämmllichen Erzeugnisse auf einen Wagen laden und im Lande damit umher ziehen: wir werden uns hüten, aus seine minder gangbaren Producte Kosten und Arbeit zu wenden, um zu sehen, wie die gangbarsten ohne unsere Ver mittlung ins Publikum geschmuggelt werden. Welch schnö des Unrecht —> vertheidigt sich der colportirende Verle ger: ich schicke Euch Jahrelang theuer hergcstellte Nova, die den besten Erfolg versprechen: ein Troß von Eircularen, Anzeigen, Inseraten, Beilagen, Plakaten, Subskriptions listen begleitet sie, und was ist ihr Loos? nicht gelesen, zu schnöden Zwecken mißbraucht, unnütz aufgcwandt, nicht beigelegt, verpackt, zerschnitten, weggeworscn zu werden, und von zehn Erpl. kommen sieben wieder in meine Hallen zurück. Verwende ich mein Capital, um es durch Indolenz und Unwissenheit nutzlos vergraben bleiben zu sehen, oder muß es sich nicht stets wieder zu klingender Münze um schaffen, damit ich im Stande sei, den Markt von Neuem zu versorgen? Thut Jhr, über Gebühr dazu angegangen, ja angefleht, das Eure nicht, vernachlässigt Ihr Euer Amt, so muß ich andere Kanäle aufsuchcn, und Ein Distrikt nimmt mir Hunderte ab, wo Ihr mit Zehn viel gcthan zu haben vermeint. Was ich aus Colporteurswegen absetze, entgeht Euch nicht; denn nimmer hättet Ihr dieselben Ge schäfte gemacht und ich belebe noch im Allgemeinen den lite rarischen Verkehr und streue Sinn für Bücher aus: was scheltet Ihr mich — Ihr solltet danken und Euch bessern. — Ob wir Recht oder Unrecht thun mit unfern Gegcnmaß- 175