für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ ^8. Dienstags, den 1.September 184H. Die Ausstellung auf Typographie bezüglicher Ge genstände während der vierten Säcularscicr der Buchdruckcrkunst in Leipzig. Wir haben in unserer Beschreibung des Jubelfestes der Buchdcuckerkunst versprochen, über die wahrend der Festtage eröffnete Ausstellung spater zu berichten. Diesem Ver sprechen kommen wir hiermit nach, indem wir folgenden Be richt darüber von Herrn vr. A. E. Umbreit in Weimar dem bei T. O. Weigel in Leipzig erscheinenden Scrapcum, Zeit schrift fürBibliotbekwifsenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur, herausgegeben von 0,-. R. Naumann, entlehnen. — Diese Ausstellung fand, wie bekannt ist, in dem Saale der deutschen Buchhändlerbörse Statt, wo sie wie ein ursprüng liches, wohl organisirtes Ganze sich darstellte und den sin nigen Beschauer immer von neuem sesthielt. Wer hätte es diesem Ganzen, so wie cs vor ihm stand, wohl angesehen, daß cs aus verschiedenen öffentlichen und Privatsammlungen hcrgenommen war, daß gewiß ein Drittel der Gegenstände einzeln von einzelnen Personen, worunter auch auswärtige, bcigesteuert wurde? — Dieß alles bemerkte man nicht, son dern wie das Werk eines schöpferischen Geistes, hervorgc- rufen mit umsichtiger Kraft, stand das Ganze vor unfern Augen, sowohl was den Inhalt als auch die Anordnung be trifft. Und was sahen wir denn eigentlich hier? Eine Kunst ausstellung? Eine Gcwerbausstellung? — Beides, wenn man will, und doch zugleich auch wieder ein ganz Anderes. Su chen wir es uns hier deutlich zu machen. Freilich zog schon diese Ausstellung durch ihre höchst be deutenden Einzclnheiten den Beschauer mächtig an, und ge wiß war es mit die Wißbegicrde, sich mit allen diesen einzelnen Gegenständen bekannt zu machen, welche immer von neuem zur Bettachtung anregte. Aber alle diese Einzelheiten bilde ten, wie schon gesagt, wieder so ein eigenthümliches Ganze, das eben als solches die Ausstellung so einzig machte. Das, 7r Jahrgang. was dem sinnigen Beschauer schon beim ersten aufmerksamen Durchgehen des Saales zu Theil werden mußte, war die klare Anschauung von der sich Herausgestallung der Erfindung in ihrem Umfange und in ihren Mitteln, das Phänomen des inhaltsvollen Gedankens in seiner Realisirung. Ich weiß nicht, ob ich mich hier bestimmt genug ausdrücke, man wird mir daher erlauben, mich weitläufiger darüber auszusprcchen, Man hat schon hie und da bei den Aussprüchen über diese Erfindung die Phrase vom Ei des Eolumbus angebracht. Nun ist es mit dieser Phrase wie mit allen Phrasen, sic paffen vollkommen doch immer nur auf den einzelnen Fall, dem sie zufällig ihre Entstehung zu verdanken haben. Ganz besonders kann man dies von der obigen sagen. Der Einfall, ein Ei dadurch zum Stehen zu bringen, daß man ihm die Spitze einschlägt, erfordert gewiß eben so wenig Tiefe des Gedan kens als Kraft des Charakters und Reichthum des Geistes bei der Ausführung dieses Gedankens; am wenigsten paßt daher auch diese Phrase auf so eine großartige Erfindung, wie die des Buchdrucks ist. Bestände das eigentliche Wesen dieser Erfindung blos in dem nahe liegenden Einfall, geschnittene Holztafcln hinsichtlich ihrer einzelnen Buchstaben auseinander zu sägen, da möchte es freilich noch so ziemlich mit der Anwendung obiger Phrase gehen. An dem ist es aber ganz und gar nicht, sondern Idee und Ausführung dieser Erfin dung zeigt sich als die vollkommenste Originalproduction eines mächtigen Geistes, eines kräftigen Charakters. Dieses ließ uns nun vor allen Dingen die Ausstellung anschaulich werden, indem sie uns die ganze Breite der Technik hinsichtlich ihrer Organe wie ihrer Resultate vor Augen stellte. Patrizen und Matrizen, Gießöfcn und Gießlöffel, Gravierinstrumcnte, Farbe und Papier, Pressen und noch viele andere Instrumente, die alle höchst nöthig waren, um diese Erfindung ins Leben treten zu lassen. Wer dies klar und deutlich anschaute, dem wurde cs groß und frei in seiner Seele. Deutlich wurde es ihm, wie erst Jahrhunderte wirksam vorausgehen mußten, damit