für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H er a u s gegeb cn von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins ^ 6V. Freitags, den 30. Juni 1843. Bekanntmachung an fämmtliche Leipziger Buchhandlungen. Für den Monat Juli fungiren: Hr. W. Vogel als Börsenvorstehcr. - L. Voß als Vorsteher der Bcstcllanstalt. Leipzig, den 29. Juni 1843. Die Deputirtcn -cs Kuchhandcls zu Leipzig. Ueber die Versendungswcise der Neuigkeiten. Den alten unpraktischen Zopf wollen doch noch immer viele unserer geehrten Herren Eollegen nicht ablegen! — Einer dieser Zöpfe, welcher an dem Kopfe mancher Verleger herumbummelt, aber nicht seinem Rock, sondern dem des Sortiments-Buchhändlers schadet, ist das leidige Erpediren größerer Neuigkeits-Versendungen und selbst einzelner, zumal politischer Neuigkeiten, welche stark versandt zu werden pfle gen, nach dem Alphabet. — Ihr Herren Verleger kennt und empfindet es nicht, wie wir, wenn uns wichtige Neuig keiten mehrere Wochen später zugehen, als andern Eollegen im selben Ort, die so glücklich sind unter den ersten Zeichen des Alphabets geboren zu sein. Ihr, geehrten Freunde, ex- pedirt Eure Neuigkeiten gemächlich, und um so gemächlicher, wenn sie vielleicht langsam vom Buchbinder abgeliefert wer den, nach den nun einmal alphabetisch liegenden Facturen, und sollten Tage und Wochen darüber vergehen. Das ging vor 25 Jahren, aber daß es jetzt noch geschieht, ist eine Schande!— Gerade in letzter Zeit habeich, aus diesem Grunde, öfters recht wichtige Neuigkeiten mehrere Wochen später erhalten, als meine Eollegen im Buchstaben „B" und ich habe von diesen Büchern nicht nur keinen Absatz, sondern meine Geschäftsfreunde zeihen mich obenein der Saumselig keit. Trifft es mich schon empfindlich, der ich im G. geboren bin, wie viel schmerzlicher muß der es empfinden, der in's„A" verdammt ist. Es ist doch so leicht, die Facturen nach den Orten und nach der geographischen Lage derselben zu ordnen, und die tvr Jahrgang. entferntesten Handlungen zuerst zu bedenken, wenn eine Neuigkeits-Versendung in einem Tage nicht zu bewerkstelli gen ist, und von wie wenigen Verlegern geschieht cs wohl? Daß bei der Versendung nach Orten die geographische Lage derselben berücksichtigt werden muß und abermals das Alpha bet nicht walten darf, versteht sich von selbst, denn sonst würde z. B. Hamburg gegen Altona, wie Potsdam gegen Berlin in Nachtheil sein. Möchten doch die Herren Verleger diese Rüge beachten; möchte ein Zopf nach dem andern fallen! Ein Sortimc nt sbuch Händler. Freie Gedanken über Dcnkfreiheit und Preßfreiheit. „Der Mensch ist frei, Und wär' er in Fesseln geboren." Schiller. Es liegt in der Natur des menschlichen Geistes, frei sich zu bewegen und muthig die Schranken zu durchbrechen, in welche man seine Regsamkeit einbannen will. Wie die Pflanze, wenn sie einmal die Erdrinde durchbrochen hat, unaufhaltbar dem Lichte zustrebt, so der Geist des Menschen, wenn ihm einmal sein eigenes Wesen klar geworden. Einmal aufgeregt, kann er unmöglich mehr bei einzelnen Theilen des Wissens stehen bleiben; von edler Neugierde entbrannt, sendet er nach allen Richtungen seine Gedanken aus. Seine Thätigkeit wird durch Hindernisse erst recht lebendig, und da die hohe Geisteskraft stärker ist als jede Gewalt, die sich ihr gegenüber stellt, so muß sie früher oder später als Siegerin aus dem Kampfe hervorgehen. Ohne 130