für den Deutschen Buchhandel unv für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ 73. Freitags, den 14. August 1840. Das Jubelfest der Buckdruckerkunst in Erfurt. (Schluß.) „Erfurt!" hieß es dann in dem Trinkspruche von dem Buchhändler L. Hilsenberg auf diese Stadt, „Erfurt! Wenn ich deinen Namen ausspreche, stehen der Vorzeit stolze Bilder vor meiner Seele: Wie du prangst, Hauptstadt Thüringens, in kräftiger Schönheit, stark in deinen Bürgern! Aber die Zeit wandelt die Geschicke — Kämpfe um Kämpfe spannen deine Kräfte ab, Trübsal sucht dich heim unter hundert Gestal ten, und die Tage waren gekommen, in denen du, thurm reiche, fernhin klingende Hauptstadt nichts mehr besaßest, als deinen Ruhm, von den Vätern dir als Erbe zurückgelassen. Oede waren die breiten Straßen der Stadt geworden, die bun ten Farben des Wohlstandes waren verblichen; aber unter mildem Scepter erhob sich mächtig die tiefgebeugte Vaterstadt. Mögen die Väter der Stadt ihre Liebe weihen dem schönen Erfurt; die Bürger stark und treu, ihre Rechte wahren, ihre Pflichten erfüllen, daß in der kommenden Zeit unsere Vater stadt den Rang wieder einnehme, der ihr gebührt neben den ersten Städten Deutschlands, daß der Fürst seine besondere Huld ihr zuwende, damit durch die weltenvccbindcnden Eisen adern, welche den deutschen Leib durchziehen, Erfurt frisches belebendes Herzblut empfange." Von den anwesenden frem den Gästen nahm neben Hrn. Brockhaus Hr. Otto Wigand das Wort, indem er folgenden Toast ausbrachte: „Die civili- sirte Welt feiert in diesem Jahre das Erinncrungsfcst einer Erfindung, welche zur mächtigsten Waffe des Geistes gewor den. Es ist an der Zeit, aller Welt zu zeigen, daß das deutsche Volk im 19. Jahrhundert mündig sei, alle Segnungen der befreienden Kunst zu würdigen und sich zu eigen machen. Heute zuerst begeht eine preußische Stadt dieses Fest; die Trauer über den Tod eines geliebten und treuen Königs hielt bis jetzt die lauten Acußcrungen festlicher Freude zurück. Er furt, die alte berühmte Stadt, erscheint in diesem Augenblicke als Repräsentant der Theilnahme, welche das preußische Volk 7r Jahrgang. dem Gutenbergfeste zollt, und der freudigen Zuversicht, mit welcher die Gegenwart in diesen denkwürdigen Tagen auf Preußens neuen Herrscher blickt. Seit Friedrich der Einzige mit dem Lichte der Bildung das gegen ihn ankämpfende Mit telalter bezwungen, seit Friedrich Wilhelm Hl. jenen Aufruf erließ, welcher Deutschland seine Selbstständigkeit zurückgab; seitdem hat Preußen die erhabene Aufgabe, ein Schirmvoigt und Vorkämpfer der Geistesfreiheit in Deutschland zu sein, und Friedrich Wilhelm IV. wird das Werk seiner Ahnen glor reich fortsetzen; er wird das Werk, das der arme Bürger Gu- tcnbcrg mühsam begründete, mit königlicher Macht und Libe ralität in deutschen Landen seiner Vollendung näher führen. Ja, meine Herren, nicht Sie allein hegen diese schöne Hoff nung; die Herzen aller gebildeten Deutschen schlagen in Ein klang mit den Ihren. Wir Alle, Preußen, Sachsen, Baiern, Würtcmbergcr, Oesterceicher, und wie sie sonst noch heißen, die Völker deutscher Zunge, Wir sind einig über das Eine, was wir wollen; es ist Ein Ruf aus allen deutschen Gauen, in denen man den Namen Gutenberg feiernd nannte, Ein Ruf erklungen nach Dem, was Noth thut, und mit diesem Einen Rufe der Sehnsucht, der Hoffnung, begrüßt Deutschland den ed len Hohenzoller, welcher in diesem hochbedcutungsvollcn Jahre den Thron seiner Väter bestieg. Daß mir, einem einfachen Bür ger eines befreundeten Nachbarstaates, vergönnt ist, vor einer so hochachtbaren Versammlung frei vom Herzen zum Herzen zu sprechen, schon dies ist eine Errungenschaft, welche wir dem Erfinder der Buchdruckerkunst verdanken; möge das gedruckte Wort bald so frei sein wie das gesprochene! Ein Morgenrolh der Hoffnung erleuchte dieses Fest, und begeistre unsere Herzen zu der Hoffnung, daß Preußen seine erhabene Bestimmung erfülle, daß der Tag nicht fern sei, wo über ganz Deutschland eine freie Presse ihre Segnungen verbreitet und uns ein in sich einiges Vaterland wiedergiebt. In diesem Sinne bringe ich Euch, preußischen Männern, den biedern Gruß sächsischer Brüder; das ehrwürdige Erfurt, das mit Luther's Namen 133