Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1875

Erscheint außer Sonntags täglich, — Bis früh 9 Uhr eingehende Anzeiger kommen in der nächsten Nummer zur Ausnahme. Börsenblatt für den Beiträge für da« Börsenblatt sind an die Redaction — Anzeigen aber an die Expedition derselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des BörseuvereinS der Deutschen Buchhändler. li 259. Leipzig, Montag den 8. November. 1875. Amtlicher Theil. Hauptversammlung der Corporation der Berliner Buchhändler. Montag den 25. October 1875. Der Vorsteher, Hermann Kaiser, cröffnete die Sitzung um 7Z4 Uhr Abends und erstattete nachstehenden Bericht über das ver flossene Vereinsjahr: „Aus dem verflossenen Vercinsjahre möge zuerst, als unsern täglichen Gcschästsverkehr betreffend, der am 1. April d. I. statt gehabten Verlegung der Bestellanstalt gedacht werden, welche Local veränderung in jeder Beziehung als eine recht wesentliche Verbesse rung für den gesummten Verkehr der Corporationsanstalten an gesehen werden muß. Das Loeal ist nach Lage, Umfang und Räum lichkeit überaus günstig zu nennen, der Miethpreis ein durchaus angemessener. Umsomehr wird der Vorstand vorläufig von weiteren Vorschlägen zur Erwerbung eines eigenen Grundstückes für die Zwecke der Corporation Abstand nehmen können, als die inzwischen mehrfach angebotenen Grundstücke weder so günstig gelegene Räum lichkeiten darbotcn, wie wir sie jetzt innehaben, noch die Preise und Kaufbedingungen irgendwie verlockend genannt werden konnten. Die von der vorjährigen Hauptversammlung crtheilte Zustim mung zu der vom Vorstande beantragten mäßigen Erhöhung der Beiträge für die Benutzung unserer Anstalten, sowie die Erhöhung der Frachtsätze hat uns eine ganz nothwendige höhere Einnahme verschafft, denn ohne diese Mchreinnahme würden wir, wie aus dem Jahresberichte des Herrn Schatzmeisters hervorgeht, ein nicht uner hebliches Deficit zu verzeichnen haben, während jetzt für die ver einigten Anstalten ein Zuschuß von 335 Mark ausgereicht hat, wo bei allerdings die Umzugskosten für die Bestellanstalt erheblich ins Gewicht fallen. Um so angenehmer wird Ihnen die Mittheilung sein, daß wir für die täglichen gemeinsamen Sendungen von Leipzig hierher jetzt durch Vertrag mit einem andern Speditionshause eine nicht unbe deutende, hoffentlich dauernde Ersparung machen. Die in dem vorigen Jahresberichte angekündigte Petition an die beiden Häuser des Landtages um Aushebung der Abgabe von Pflichtexemplaren, deren Wortlaut durch das Börsenblatt veröffent licht worden ist, hat den gehofften Erfolg nicht gehabt. Das Herren haus ist über die Petition zur Tagesordnung übergegangeu. Das Haus der Abgeordneten hat leider keine Zeit gefunden, unsere im Januar eingereichte Petition bis zum Schluffe der Session, Ende Juni, im Plenum zu erledigen. Zu unserin Bedauern mußten wir überdies noch erfahren, wie wenig günstig die Meinung für Auf- ^ Hebung jener lästigen Verpflichtung in Regierungskreisen zur Zeit ist, so daß eine sofortige Wiederholung unserer Petition keine bessere Ausficht auf Erfolg haben würde. Es wird demnach gerathen sein, eine günstigere Strömung abzuwarten, um das nicht aus den Augen zu verlierende Petitum zw besserer Zeit zu wiederholen. Von Leipzig her wurde der Vorstand Ende Juli d. I. an gegangen, eine Gesammtausstellung des Berliner Verlagsbuch handels für die nächstjährige Weltausstellung in Philadelphia zu veranlassen. Trotz der Ungunst der sommerlichen Reisezeit für der artige Besprechungen hat der Vorstand es dennoch nicht unterlassen, sowohl mit der für diesen Zweck eingesetzten Reichs-Commission, wie mit einzelnen hierbei besonders in Betracht kommenden größern Verlagshandlnngen Rücksprache zu nehmen. Von Seiten der letz teren war indessen der Bescheid ein so entschieden ablehnender, daß die Idee, ein Gesammtbild der Berliner Verlagsthätigkeit aus dieser Ausstellung zu geben, gänzlich fallen gelassen werden mußte. Die am 8. April stattgehabte Jubelfeier unseres hochverehrten Collegen Friedrich Johannes Frommann in Jena war dem Vor stande ein willkommener Anlaß, diesem um die gesammte organische Entwickelung unseres heutigen bnchhändlerischen Geschäftslebens so hochverdienten Mann ein Glückwunschschreiben zu übersenden, wel ches von dem Jubilar in der freundlichsten Weise und unter dem Ausdrucke herzlichen Dankes ausgenommen worden ist. Der Personalbestand unserer Corporation hat sich seit der vorjährigen Hauptversammlung wie folgt verändert. Es sind der Corporation seitdem beigetreten die Herren: Emil Robert Lienau (Firma Schlesinger'sche Buch- u. Musikh.), Carl Heinrich August Kempke (Wedckind L Schwieger), Leopold Gronau (I. Roscnthal), Emil Bichteler (Julius Jmme's Ver lag), Emil Müller (Gotthard H. E. Müller, Antiquariat u. Ver lag), Eduard Neuenhahn, Hermann Jonas (Jonas, Ver- lagsbuchh.), Albert Berg (als Vertreter der Simon Schropp'schen Hof-Landkartenh.), Ernst Meyerhoff (H. Rosenberg's Buchh.), Julius Straube, Julius Bochmann (I. Bochmann's Verlag (I. Bochmann L Th. Reumanns). Indem ich die eben genannten Herren, sofern sie sich an unserer heutigen Hauptversammlung betheiligt haben, hiermit zum ersten Male in unserm genossenschaftlichen Kreise begrüße, heiße ich sie zu gleich willkommen und kann nur dem aufrichtigen Wunsche Ausdruck geben, daß sie uns im gegenseitigen Interesse recht lange als Cor- porationsgenossen erhalten bleiben mögen. Freiwillig ausgeschieden sind dagegen seit der vorjährigen Hauptversammlung die Herren: Ulrich Frank, Julius Imme, Carl Siegismund Liebrecht, Heinrich Müller, Carl Nauhaus, Georg Photenhauer. Leider hatten wir im Laufe dieses Jahres den Tod dreier Corporationsgenossen zu beklagen. Am 2. März folgte Georg Winckelmann seinem ihm sieben Monate früher vorangegangenen Bruder Gustav. In langjähriger treu ausdauernder Vereinigung hatten beide Brüder das vom Vater im Jahre 1828 von Düsseldorf hierher verlegte Steindrnckerei- Kmpnmdvierzigster Jahrgang. 547