I für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschättszweige. Herausgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. M 62. Dienstags, den 7. Juli 1840. Die Jubelfeier der Buchdruckerkunst in Leipzig. (Fortsetzung.) Auf diesen Toast erwiederte der Bürgermeister von Leipzig, geheimer Justizcath Groß, in folgender Weise: „Wenn ich vor dieser ehrenwerthen Versammlung das Wort zu nehmen mir erlaube, so geschieht es, weil ich mich verpflichtet fühle, im Namen der Stadtbehörden den Dank auszusprechen für die wohlwollenden Acußerungen des geehrten Sprechers und den vielstimmigen Anklang, den diese Aeuße- rungen bei der geehrten Versammlung erregt haben. Gewiß müssen wir darin ein erfreuliches Zeichen erblicken, daß unsere Wirksamkeit in dem uns übertragenen Geschäftskreis eine freundliche Anerkennung findet. Und es muß diese Anerken nung um so ehrenvoller, um so schmeichelhafter für uns sein, da wir uns rühmen können, an der Spitze der Verwaltung eines Gemeinwesens zu stehen, bei dessen Mitgliedern ein so unbefangener Sinn, eine so klare Ansicht, eine so würdige Hal tung vorausgesetzt werden kann, daß unsere weise Staatsregie rung im vollen Vertrauen auf diesen guten Geist des leitenden Eomite, der Festgeber, aller Teilnehmer und der gestimmten Bürgerschaft, von allen Besorgnissen entfernt, es nicht für nö- thig halten durfte, für die großartige Feier der Erinnerung an das welthistorische Ereigniß der Erfindung der Buchdrucker kunst hier in dem Ecntralpunkle des deutschen Buchhandels ir gend eine hemmende Schranke eintrcten zu lassen, irgend eine beengende Bedingung für die ganze Ausdehnung der Feier fest- zustcllen, welche das verehrte Eomite ihr zu geben beabsichtigte. Und so gewiß die hohe Staatsregierung in diesem Vertrauen sich nicht getäuscht hat, eben so gewiß können auch wir die volle (Überzeugung fassen, daß dieser edle echte Bürgersinn nie er löschen , daß er immer freier und freudiger sich erheben und Stadtrath, Stadtverordnete und die ganze Bürgerschaft durch dringen und beseelen wird, um im treuen Vereine gemeinschaft lich für das Wohl unserer geliebten Vaterstadt zu wirken und 7r Jahrgang. zu schaffen. Und so hoffe ich, daß alle Gegenwärtige freudig einstimmcn werden, wenn ich ihnen zurufc: Der Trinkspruch gilt dem Bürgersinn, dem echten, Der unser Leipzig hat von je belebt, Der immer nur dem Wahren und dem Rechten, Dem Guten und dem Schönen nachgestrcbt; Der, abhold nur dem Rohen und dem Schlechten, Zum Bessern stets, zum Hohem sich erhebt, Der Sinn läßt auf das Fürstenwort uns bauen: Vertrauen kommt entgegen dem Vertrauen. Dem echten Bürgersinn ein Hoch!" Den allgemeinsten und jubelnden Bcifallruf erweckte ein Toast, den Hr. Heinrich Brockhaus in folgenden Worten nun ausbrachte: „Meine Herren! Als Gutenberg sich mit der Erfindung der Buchdruckerkunst beschäftigte, deren vierte Jubelfeier heute wie in unserm Leipzig, so in fast allen Theilen der civilisirten Welt festlich begangen wird, da konnte der große Mann nur in einer schönen Begeisterung für seine Kunst die Kraft finden, um bei den sich ihm entgcgenstellendcn Schwierigkeiten, bei den Sorgen und Mühen des Lebens nicht zu verzagen. Aber wenn Gutenberg auch klar war über die hohe Bedeutung seiner Er findung, so mochte doch wohl kaum seinen kühnsten Hoffnungen und Träumen ein Bild der Umgestaltungen vorschwcbcn, wel che die von ihm erfundene Buchdruckerkunst bewirken werde, und daß mit ihr eine neue Epoche für die Geschichte der Mensch heit beginne, daß man den Erfinder als einen der größten Wohlthäter des Menschengeschlechts nach Jahrhunderten noch ehren, ihm Denkmäler errichten und nach 400 Jahren ein wahres Volksfest zu seinem Gedächtnisse, zu seiner Ehre feiern würde. Wie nicht diesen Erfolg, so ahnte Gutenberg indeß wobl auch nichts davon, daß die Erzeugnisse seiner Presse noch nach Jahrhunderten in Deutschland ein Gegenstand ängstlicher Beaufsichtigung und Eontrole sein würden, und daß gerade sei nem Vaterlande Deutschland imJahc 1840dieFreiheit der Presse fehlen werde- Ich brauche den Werth der 109