Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ML8. Freitags, den 22. Juni 1838. Schriftsteller und Buchhandel in Italien. (Nach einem Aufsatze von C. Cantu in der Nivista bllii-opes.) Wer sich in Italien offen und laut zur Zunft der Schrift steller bekennen wollte, der würde sich sehr lächerlich machen, so weit ist man dort noch immer davon entfernt, literarische Arbeiten als einen anständigen Erwcrbszweig gelten zu lasten. Thatsachc ist, daß die häuslichen Verhältnisse der Jtal. Schriftsteller nichts weniger als einen günstigen Anblick ge währen. Freilich wird genug gedruckt, und Stella's Ita lienische Bibliographie führte im I. 1836 3374, und von 1837 2875 neue Schriften auf; doch sehe man nur, was für welche cs sind. Ucbersetzungen, Taschen - und Andachts- Bücher, Hochzeitsgedichle rc. bilden die Mehrzahl. Sie und die neuen Auflagen abgerechnet, schrumpft die Menge der neuen lit. Erscheinungen ganz gewaltig zusammen. Die Gründe dieser Unfruchtbarkeit können hier nicht alle nam haft gemacht werden, denn ihre Zahl heißt Legio; doch wollen wir sogleich einige der wichtigsten anführcn. Am meisten bringt das Lombardisch-Vcnclianische Gebiet hervor, und nicht allein in Rücksicht auf die Zahl der Bü cher, sondern auch in Betracht ihres Werthes. Die Lom bardei allein hat 73 Buchdruckcrcien. Im Jahre 1836 traten daselbst 163 Verleger auf, und man kann das jähr lich verdruckte Papier auf 4000 Ballen rechnen. In Mai land sind drei gute Schriftgießereien, in Padua und Venedig je eine, und außerdem wohl noch einige an andern Orten. Auch sind Beispiele von großem und schnellem Absatz ein zelner Bücher vorgekommcn, wie z. B. bei den „Lombarden des ersten Kreuzzuges" und den „Verlobten" von Manzoni — indeß bleiben doch selbst diese weit hinter ähnlichen in Frankreich, England ic. zurück. 5r Jahrgang. Gewöhnlich verkauft der Schriftsteller seine Handschrift an einen Verleger, der übrigens umfangreiche, wohl- und tiefdurchdachte Werke unverhältnißmäßig geringer honorirt, als kleinere Schriftchen oder Journal-Artikel. Was Wun der da, wenn sich die Mehrzahl den letzteren, widmet! Darf man da wohl noch fragen, weshalb oft Talente, die größeren Unternehmungen gewachsen sind, sich für solchen Schnittwaacenkram zersplittern? Die Honorare schweben meist zwischen 15 und 40 Lire (zu fast 6 A.) für den Bogen; zuweilen steigen sie auch wohl bis aus 75 Lire. Wenn sie aber ja einmal noch höher kommen, so ist das eine Ausnahme, die ganz außerordentliche Gründe haben muß. Ein Operntext wird mit 500 Lire honorirt. Eine Partitur bringt 1000 bis 2000 Lire (Bellini erhielt indessen 12,000, Mcrcadante 8000), während manche Sängerin für eine einzige Saison wohl 50,000 Lire bezieht. Für die Theater dichter ist aber gar nicht an EigenthumAecht zu denken, und jedes heut gedruckte Stück kann morgen überall, ohne Ver missen des Dichters, aufgeführt werden. Das bringt frei lich bei dem jetzigen Stande der Dinge keinen Schaden, denn cs werden fast nur Uebecsetzungen aufgeführt, weil nichts Gutes erscheint — ob der Grund hiervon nicht aber eben in jener Schutzlosigkeit liegt, ist eine andere Frage. Wer wird Fleiß auf eine Arbeit wenden, die nur in seltenen — und angestaunten — Fällen den unverhältnißmäßig gerin gen Ertrag von ein paar hundert Lire abwirft? Doch soll einer unsrer Zeitgenossen (Alberto Nota) wirklich einmal für ein Lustspiel 500, und ein Anderer für ein Original-Trauer spiel 1000 Lire erhalten haben. Der Buchhandel im Großen wird fast allgemein auf dem Wege des Tausches betrieben; bei Geschäften gegen 97