Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. Dienstags, den 19. Januar 1841. /»'« s B u ch st ndlers ch u len. Es iss iw.tziesen VlKtcrn mehrfach von der Errichtung einer Lehranstalt für- Buchhändl'sr geredet, cs sind sogar vollständige Lekrpläne misgetheilt worden. Ich kann nicht sagen, daß s/lchc Absonderung mir gefallt. Der Buchhänd ler soll eine llljgemeine Bildung sich zu eigen machen, eine gelehrte Vorbildung, weil sein Geschäft ihn fast ausschließ lich mit Gelehrten in Berührung bringt. Diese gelehrte Vorbildung kann er am besten erlangen, wenn er jene Schulen besucht, die auch solchen jungen Leuten bestimmt sind, welche sich den sogenannten gelehrten Fachern widmen. Die preußischen Gymnasien, und wohl alle deutsche höhere Lehranstalten gehen von dem sehr richtigen Gesichts punkte aus, ihren Schülern nicht die Vorbildung des Juri sten, des Theologen oder anderer Fachgelehrten zu geben; sie bilden vielmehr den Menschen aus, sic führen ihn bis zu der Stufe, die ihn befähigt, jeden Zweig des menschli chen Wissens weiter zu verfolgen. Man hat behauptet, mit welchem Recht oder Unrecht mag ich nicht erörtern, daß die Gymnasialbildung sich nicht für den Kaufmann eigne, daß sie, statt Handelswissenschaft, statt Geographie, Rechnen und neuere Sprachen zu lehren, ihm den Kops mit griechischen und lateinischen Vokabeln voll pfropfe. Ich kenne tüchtige Kaufleure, die ihren Homer und Horaz trotz den meisten Fachgelehrten wissen, die gerade dieses Wissens wegen in höherer Achtung stehen, als jene Verächter alles gelehrten Wissens, die dem Kauf mann nur diejenigen Kenntnisse mit der Elle zumessen möchten, welche geeignet sind, unmittelbar wieder in Geld umgesctzt zu werden. Ich weiß recht gut, daß dem Buch handel hier und dort einige kaufmännische Grundsätze sehr ersprießlich sein würden, bin aber weit, sehr weit davon entfernt, zu glauben, daß sich das ganze Wesen des Buch handels in jene kaufmännischen Grundsätze auflösen müsse. 8r Jahrgang. Nicht sie sind cs, die dem Buchhandel in Deutschland jene ehrenhafte Stellung errungen haben, deren er sich nicht entäußcrn sollte. Es ist die ehrenhafte Gesinnung der Mehrzahl seiner Glieder, gegründet auf das Bewußtsein, daß die Aufgabe des Buchhandels eine andere sei, als die des bloßen Gelderwerbs, auf das Bewußtsein, daß der Buchhandel der Träger der allgemeinen Bildung in Deutsch land sei, des Vorzugs, den dem Deutschen, wenn ihm auch Alles abgesprochen wurde, noch Niemand bestritten hat. In dem Buchhandel verkörpert sich vorzugsweise die Idee der Einheit des Gesammtvaterlandes. Vereinzeln wir aber den Buchhändler in seiner Bildung, sondern wir ihn ab von denjenigen, mit und unter welchen er nur Bedeutung und Geltung hat, von den Gelehrten, errichten wir besondere Lehrstühle für Buchhändler, bauen wir Buchhändlerschulcn: so werden zwar mit der Zeit unsere jungen Buchhändler wissen, wie sic ihre Ballen packen sollen, wie sie ihre Bücher gut führen, wie sie Wechsel berechnen, welcher Autor über diesen und jenen Gegenstand geschrieben, aber jener geistige Hauch, der jetzt noch über dem Buchhandel schwebt, die Ebenbürtigkeit, welche, wenn auch bewußtlos, noch Viele im heutigen Buchhandel in ihrer Brust tragen, die höhere Weihe, welche nur eine ducchgeführte allgemeine Schulbildung zu gewähren vermag — kurz jenes Etwas wird schwinden, welches den Buchhändler vom Handwerker, vom gewöhnlichen Kaufmann scheidet. Zu leugnen ist freilich nicht, daß wir im Buchhandel auch eine leider nicht geringe Zahl von Handwerkern besitzen; diese haben aber bisher nicht vermocht, den Buchhandel aus der Stellung zu verdrängen, die er mit Ehren bis jetzt behauptet hat. Doch muß es unsere Sorge sein, Alles fern zu halten, was jene» Handwcrksgeist befördern kann, und das würden meines Dafürhaltens die abgesonderten Buchhändlcrschulen sein. Wenn auch Viele in den Buchhandel eintreten, welchen die nöthige Vorbildung mangelt, wenn Einzelne derselben 10