Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgcgeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. ' Redactcur: I>. I. SU Bergt. Commissionnair: L. Frobberqcr. ^ 35. Freitag, den 29. August 1834. Buchhandel. Ein Damm gegen schlechte Zahler. Wenn man in letzterer Zeit die öffentlichen Auffor derungen an böswillige und pflichtvergessene Schuldner seltner findet, so hat man es der Ächtung gegen den ehrenwerthen Stand und die Würde der Buchhändler zuzuschreiben, welche nach Einiger Ansichten im Allge meinen verdunkelt werden könnte, wenn die Nennung Einzelner Statt fände. Ich lasse die Richtigkeit eines solchen Schlusses dahin gestellt seyn und sehe es selbst gern, wenn das entehrende öffentliche Aufrufen künftig unterbleibt, sobald nur andere nachdrückliche Mittel auf gefunden werden können, um der immer mehr um sich greifenden Willkür und steigenden Keckheit solcher Pflicht vergessenen Schranken zu setzen. In einer der Cantate- Versammlungen wurde vor einigen Jahren der Vorschlag gelhan, diejenigen aus der allgemeinen Verbindung aus zuschließen und jährlich von solchen ein Verzeichniß aus- zugebcn, von denen 20 Credjtoren Nachweisen könnten, daß sie in 2 Jahren ihren Saldo nicht bekommen hätten. Dieses wäre ein sehr wirksames und abschreckendes Mittel, allein bis jetzt ist nichts geschehen, um dasselbe zur Aus führung zu bringen, was doch so leicht wäre. Ich versuche den ersten Schritt dazu, indem ich den Vorschlag mache, daß jeder Creditor dem zur allgemei nen Freude in Leipzig etablirten Buchhändler-Schieds gericht diejenigen Posten, die auf alle Versuche fort während ausbleibcn, desgleichen auch anderr offenbare Unrechtlichkeilen, z. B. 1) wenn eine Anweisung auf einen abgeschlossenen liquiden Saldo verweigert wird, oder 2) wenn eine Anweisung, die bei der Präsentation von dem Bezogenen acceptirt worden ist, später, Jahrgang. aus Mangel an Zahlung, zurückgehen muß (ist mir in i Jahre 4 Mal passirt) u. s. w. in 2 Abschriften mit Specisicirung der concurrirenden Umstände eingiebt. Das Schiedsgericht oder der Bör senverein selbst communicirl nun Eine von diesen Ab schriften dem Beklagten, mit der Aufforderung, binnen Monatsfrist Quittung des Creditors bcizubringen, oder die Zahiungs-Vorenchaltung rechtlich zu motiviren, außer dem die Beschwerde für gegründet geachtet und sein Name vorläufig auf die schwarze Tafel kommt, um, wenn sich 20 Beschwerden gesammelt hätten, zur Execution durch Ausschließung und Publicität zu schreiten. Dies wird den Vortheil haben, daß, wo man bis jetzt die Verfahrungsweise Unwürdiger nur in einzelnen Fällen erfuhr, man davon ganze Uebersichten erhält, und daß man beurtheilen kann, wenn ihr Maß voll ist; es wird von dem größten Nutzen für die geplagte» und Preis gegebenen Creditorcn und das kräftigste Mittel seyn, das durch Unreellitäten jeder Art immer tiefer sinkende Buchhändlergeschäft wieder zu heben. Zur Geschichte ehemaliger Buchhandlungen und einiger Bücher. Von Zeit zu Zeit werden von Geschäftsfreunden Artikel, welche in den vor etwa Z0 Jahren hier bestan den habenden Buchhandlungen der Gelehrten oder Verlags- Casse erschienen sind, von mir verlangt, mit der Bitte, sie zu verschaffen. Von diesen beiden ehemals hiesigen Anstalten ist hier keine Spur mehr vorhanden; die Ver lagsartikel derselben mögen leichter an andern Orten auf den Lagern alter großer Sortimentshandlungen zu er halten seyn als hier. Es lebt hier wohl Niemand mehr, welcher zu der Zeit, als die erwähnten Anstalten «Mitten, bereits in 35