für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. V 74.' Amtliches Blatt des Börsenvereins. Freitags, den 18. August. 1843. Nekrolog. Carl Ferdinand Schwetschke, geboren zu Halle am 17. August 1798, war der älteste Sohn des im Jahre 1839 in hohem Grcisesalter verstorbenen Buchhändlers und Stadtrathes Carl August Schwetschke, aus der Ehe dieses letzter« mit einer Tochter des ebenfalls hochbetagt Heimge gangenen Buchhändlers und Buchdruckercibesitzers Johann Jacob Gebauer. In der lateinischen Hauptschule seiner Vaterstadt bis zum Eintritte in die erste Klaffe herangebil- dct, verließ C. F. S. im Jahre 1813 das Gymnasium, um in dem väterlichen Geschäfte sich zu dem mit Freudigkeit erwählten künftigen Berufe tüchtig zu machen, was ihm wahrend einer Lehrzeit von kaum drei Jahren in höchst befriedigendem Maaße gelang. Dem Wunsche, auch in fremdem Orte und Geschäfte sich zu versuchen und zu lernen wurde sodann durch die Auf nahme in die Buchhandlung des ehrwürdigen August Wil helm Unzer in Königsberg entsprochen, woselbst E. F. S. zugleich als akademischer Bürger die einjährige militairische Dienstzeit ableistete. Nach Verlauf dieses Jahres begab er sich nach St. Petersburg, um dort in der Buchhandlung der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften die buchhändlcri- schen Verhältnisse jener Stadt, mit welcher das väterliche Geschäft in Halle damals eine nähere Verbindung unter hielt, genauer kennen zu lernen. Auch hier währte der Aufenthalt ein Jahr, wonächst eine gleiche, in der Hand lung des wohlwollend freundlich gesinnten Karl Gerold in Wien verlebte Frist das fernere Verweilen im Auslände beendigte. Von seiner Heimkehr im Jahre 1820 bis wenige Wo chen vor dem am 14. Februar d. I. erfolgten Dahinschci- den hat C. F- S. in seltener Berufstreue und Berufsfrcu- digkeit, mit auSharrcndem Eifer und einer oft glänzend be währten Umsicht, theils an der Seite seines Vaters, lheils in den letzten Jahren als Eigenthümer der Buchhandlung C. A. Schwetschke und Sohn allein stehend, bedeutungs voll gewirkt. Ein vor 9 Jahren zum ersten Male sich kund- Ivr Jahrgang. gebender bedenklicher Krankheitszustand, der sich zum voll ständigen Lungenleiden ausbildete und dem sonst fo lebens frohen und zu vollster Theilnahme an jedem Zweige seiner geschäftlichen Wirksamkeit und Stellung gestimmten Mann, bei überdies fortwährend zunehmender Schwerhörigkeit, harte Entbehrungen auflegte, konnte seine Anwesenheit im Ge schäfte öfter wohl verhindern, keineswegcs aber den Eifer für seinen Beruf schwächen. Wie aber jener Krankheitszustand ihn häufig dem per sönlichen Freundesverkehr in seiner Vaterstadt entzog, so wurde er auch Veranlassung zu der persönlichen Trennung von theuern und eugverbundencn Collegen während der Meßzeit und zu dem Ausscheiden aus der amtlichen Stel lung, welche ihm das freundschaftliche Vertrauen seiner Geschäfts-Genossen als Mitglied des Börsen-Vorstandes übertragen hatte. Solche Trennung empfand er aber um so schmerzlicher, als ihn an die Metropole des deutschen Buchhandels noch andere werthe und innige Bande knüpf ten, indem er bei der Grundstein-Legung der Buchhändler- Börse das Ehrenbürgcrrecht der Stadt Leipzig empfangen, und später in Gemeinschaft mit seinem Schwager Hermann Kirchner die Handlung Kirchner und Schwetschke daselbst errichtet hatte. Auch das häusliche Leben des Dahingeschiedcncn war von schweren Prüfungen heimgesucht. Eine geliebte Gattin, die älteste Tochter des Hofraths und Oekonomie-Inspektors Kirchner in Halle, starb im 16. Jahre einer beglückenden Ehe, nachdem zwei Knaben und ein Mädchen der liebenswürdigen Frau vorangegangen waren. Ein Töchterchen aus einer zweiten, mit einer Tochter des Kaufmann Staegemann zu Potsdam geschlossenen Ehe, wurde auch bald dem Familien- Kreise entrissen, welcher jetzt zunächst aus der Hinterbliebenen schmerzlich gebeugten Wittwe und drei Töchtern der ersten Ehe besteht. Am 17. Februar umschloß die Gruft die ir dische Hülle des treu besorgten und zärtlichen Gatten und Vaters, des liebreichen Bruders und Freundes, des wackcrn Mannes und Bürgers. 168