für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u s g e g e b e n von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. M 85. Freitags, den 25.September 1840. Nachhall der Säcularfeier der Buchdruckerkunst in Deutschland. (Schluß.) Wenn wir uns erinnern, wie in Arolsen eine Guten bergsstiftung für Ausbildung armer Kinder, im Dorfe Ballstadt eine Kleinkinderschule, ein Lei ch e n h a u s und eine Lcsebibliothek, inArnstadt eine Bürgerb ibliorhek, in Ulm die Gutenberg-Hohen- wang'sche Bibliotheksstiftung, in Erfurt eine Gutenbergsstiftung u. s. w. durch die Säcularfeier ent weder begründet oder befestigt wurden, wenn wir in Heidel berg an arme Kinder Bibeln vertheilt werden sahen, und wie dergleichen erfreuliche Erscheinungen noch mehre vorka men, so dürfen wir uns wohl gestehen, daß die Säcularfeier nicht mit dem Glanz der Illuminationen spurlos erloschen ist, daß sie nicht mit der Pracht der Festzüze abgeschlossen war, sondern daß sic Wurzeln geschlagen hat in der Masse des Volkes, wie es der Feier einer Erfindung würdig ist, die dem Volke unter allen Stürmen und Wechsel fällen unverloren blieb, die selbst einem zeitweise verkncchtetcn Volke durch die andern mehr oder weniger freien im Stillen nützt, die eine fast aufgegcbene Gegenwart aus der Vergan genheit tröstet und zugleich auf die Zukunft hinweist. Und nun der Einfluß der Säcularfeier in politischer Hinsicht. So lange es eine Eensur giebt — und cs giebt sie leider noch—hat ihr vielleicht noch nie das große und wahre Gericht der öffentlichen Meinung so laut, so einstimmig das Urtheil gesprochen, wie in diesem Volksfrüh ling. Es haben viele Hunderte von Männern in Deutschland einmal öffentlich gesprochen über die Eensur; und von allen diesen Hunderten fand sic nicht einen einzigen (?), der sie vcriheidigte. Von allen jenen, die dies im Stillen thaten, wagte cs nicht ein Einziger, dem Ausdruck eines National- gcfühls, nämlich des Hasses und Abschcues gegen eine wider natürliche Gcdankcnknechtschast, dem Ausdruck eines National- 7r Jahrgang. Wunsches, dessen Erfüllung man uns einst gesetzlich verbürgte, dem Ausdruck eines Nationalbedürfnisses, durch dessen Befrie digung ein Staat erst ein Volk hat, zu widersprechen. Wo war denn jetzt plötzlich jener Trotz der Dunkelmänner hinge kommen , daß sie ihn nicht Stirn an Stirn ehrlich und offen zeigten? Wo waren denn ihre Sophismen, durch welche sie sonst die Nothwendigkeit einer ewigen Vormundschaft beweisen? Warum machten sie diese Beweise jetzt nicht vor dem ganzen Volke geltend, wenn sie so überzeugt waren, daß dieselben Stich halten? Wenn sic unter den Zuhörern waren, so konn ten sie sich wenigstens überzeugen, was der gesunde Hausvcr- stand des Deutschen denkt, was sein gesundes Herz fühlt, wie seine heilige Hoffnung durch jahrelange Nichterfüllung, statt erlahmt zu sein, vielmehr nur noch kräftiger geworden ist, und wie der Deutsche noch immer nicht vergessen hat, die gesetzliche Freiheit als sein Palladium zu betrachten, weil sie ihm den Besitz der Wahrheit verbürgt. Oder fürchteten jene Dunkelmänner, welchen die Eensur so uner läßlich wichtig zur öffentlichen Sicherheit scheint, für ihre eigene, wenn sie es gewagt hätten, die Eensur zu vertheidigen? Arme Thoren, wenn sie dies fürchteten, da sie doch der hohe gesetz liche Sinn schützte, der dem Deutschen angeboren ist und sich in allen Wünschen und Hoffnungen auf eine freie Presse kund gab. „Vertrauen für Vertrauen!" Das ist ein wahrer Spruch in deutschen Landen und er hat sich auch bei dem öffentlichen Leben während der Säcularfeier aufs neue als wahr erwiesen. Oder wähnten diese stillen und zurückgezoge nen Freunde der Eensur, indem sie fein politisch vor sich hin lächelten : „Wir kennen ja die Deutschen! Laßt sie immerhin jetzt kühn und feurig träumen! Wenn sie im Alltagsleben wieder erwachen, dann ist jeder stolze Wunsch sobald verges sen; dann breitet sich die Gewohnheit sanft und weich über alle die ungestümen Forderungen hin und die Zwangsjacke der Tagesinteresscn verhindert Jeden, seinen Arm zu dem Baume mit goldenen Früchten hinanzuheben." — Ihr habt euch ver- 158