für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgcgeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. 6V. Freitags, den 28. Juli 1837. Ueber eine Reform des Deutschen Buchhandels. Unter dieser Aufschrift enthält der Frankfurter Telegraph einen Aufsatz von Gutzkow, der wie jener, welchen wir kürzlich auszugsweise aus der Mitternachtszcitung mitthcil- tcn, das Versenden der Bücher xro novitate und zur An sicht tadelt und dessen Abstellung verlangt. Neben Man chem, worin schwerlich der, welcher mit dem Gange des ! Buchhandels genau vertraut ist, dem Verfasser beistimmen kann, enthält der Aufsatz auch vieles Wahre und Beach- tungswcrthe, weshalb wir ihn hier abdrucken lassen, indem wir zugleich Herrn Du. Gutzkow für die Zusendung desselben unfern Dank sagen. „Mit jeder Messe nehmen die Klagen über den stockenden Geschäftsgang im Deutschen Buchhandel zu. Wenigstens behaupten dies Leipziger Berichterstatter, die freilich an der Quelle sind, und dies wissen müssen. Einige Andere spre chen es ihnen nach und beschränken ein Symptom, das allgemein ist, auf einige Branchen der Literatur, z. B. auf die schön- wissenschaftliche, und endlich findet sich hie und da ein Berichterstatter, der die Thatsache namentlich an Autoren anknüpft, von denen man bisher geglaubt hat, ihre Schriften würden allgemein, um das apokalyptische Bild zu brauchen, verschlungen. Laube hat unklug ge- than, in der Mitternachtszeitung diesen Gegenstand blos zur Anknüpfung einer leidenschaftlichen Klage zu benutzen. Ueber ein Zugeständniß so delicater Art darf man vor dem Publicum nicht anders verhandeln, als wenn man Mittel und Wege anzugeben weiß, um den Zustand, der bekla genswert!) ist, zu bessern. Hier sollen Vorschläge zu einer Reform des Buchhandels in dem Sinne, daß sie dringend nöthig ist, gegeben werden! 4r Jahrgang. Vom Deutschen Buchhandel ist viel Aufhebens gemacht worden. Liest man das Buchhändlerwochenblatt, so möchte man glauben, die Deutschen Buchhändler hätten den Stein der Weisen gefunden. Sie brüsten sich vor Frank reich und England, sie schildern ihre Organisation als eine Blüthe des modernen Handelsgeistcs. Halten sich doch ei nige für so wichtig, sich in einer Galerie von Portcaits lithographiren zu lassen und ihre Lebensbeschreibungen hec- auszugcben! Worin besteht nun ihr großes Geheimnis!? Ein Buch händler in Berlin, Hamburg , Stuttgart verträgt sich mit einem Autor über eine hcrauszugebende Leistung desselben. Jener machtseinen Ueberschlag und denkt: Soviel brauch' ich Absatz für die Kosten, sechshundert Buchhändler giebt es ^ bereits, ich wag' es! Er druckt die Schrift, zahlt den Eh- ! rensold und beginnt nun jene großartige Manipulation, ^ welche die Buchhändler Versenden nennen. Jeder der ; 600 Buchhändler, „so weit die Deutsche Junge reicht," er- ^ hält ein, zwei, drei, mancher, der an einem guten Platze wohnt, ein Dutzend Exemplare der neuen Schrift. Dies wird in Leipzig und Frankfurt durch Eommissionaire vermit telt. Die 600 Buchhändler bekommen das Buch und stel len es in ihren Laden. Gut, sie sollen noch mehr thun. Sie sollen es Kunden anbieten, den Bibliotheken, den Schulanstalten. Die Schrift wird zur Ansicht in die ganze Stadl ausgeboten. Sie bleibt vielleicht bei einem Lieb haber sitzen, in den meisten Fällen wird sie zurückgesandt. Steht sie unverkauft ein Jahr im Buchladen, so packt sie der sogenannte Sortimentshändler wieder ein und schickt sie als Krebs, als Remittend dem trostlosen Verleger wieder zurück. Er zählt die Häupter seiner Lieben und sieh, es 101