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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1926
- Strukturtyp
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- 1926-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1926
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- Deutsch
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Nr. 1 (N. 1). S^nzeigonprelss Innsnlvtt: Amfang ganze 360 ^ (Kloine^ass^vlcrtels. Dnzei^en ßnd Im IN. Teil nicht zu- ^ 0.'r5^L. ^ s^70.-6.' 3S^'^'^ s?2o!- ^i. Mckttnit- »» öÄÄdi^Äi!e.^LHErs-G^ükr 0^^.^',^Urv«s!^far 2 Ml^erpreis^ Die ^eile ^>.50 ^ '/, S. I40.-^t^. ^ S. 78.— ^ .. Mit^l. ^ Nick^3^0.35 >l^Zundsteg ^mittelste Seiten j Leipzig, Sonnabend den 2. Januar 1926. 93. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Zum Jahreswechsel. Von Prof. vr. G. Menz. Bei der Eröffnung der Münchner Buch- und Musikwoche am 8. November hat Thomas Mann, der seitens der Schriftsteller das Unternehmen begrüßte, für die Bedeutung und die Aufgaben des Buchhandels Worte gesunden, die geeignet scheinen, sie an den Anfang einer Betrachtung der Lage an der Jahreswende zu stellen. Er knüpfte an einige, zugleich die Jahrhundertseier des Börsenvereins in Erinnerung rufende Sätze aus dem gedruckten Programin der Eröffnungssestlichkeit an. »Vor hundert Jahren«, hieß es da, »erfolgte die Gründung der deutschen Buchhändler organisation mit dem ausdrücklichen Ziel, daß der deutsche Buch handel ein Mittel zur Einheit des deutschen Volkes werde. Wir glauben, daß es die vornehmste Aufgabe des deutschen Buchhan dels ist, diesen Ideen treu zu bleiben, und die Veranstaltung der Buch- und Musikwoche soll mit dazu beitragen, daß sich das deutsche Volk wieder auf das geistige Leben besinnt, als das Mittel zur Einheit«. Mann unterstrich die Bedeutung der Idee, daß der deutsche Buchhandel ein Mittel zur Einheit des deutschen Volkes sein solle und könne, und fuhr dann, wie die Tagespresse berichtete, fort: »Diese Tatsache setzt aber etwas national Wesentliches voraus: eine Literatur nämlich, die den Buchhandel in den Stand setzte, ein solches Mittel zu werden. Wir werden daran erinnert, daß die materielle, wirtschaftliche und politische Einigung Deutschlands, daß das Reich, wie es unter Bismarck geworden ist und in den Stürmen des letzten Jahrzehnts sich erhalten hat, auf geistigem Wege vorbe reitet worden ist: nämlich durch unsere klassische Literatur, eine Literatur, der bemerkenswerterweise von solchen materiellen Ziel setzungen. von solchen Wirkungen im Wirklichen garnichts bewußt war, eine Literatur, die man im gröberen Sinne willenlos nennen kann, eine Literatur der Menschlichkeit, der Freiheit und der reinen Gestaltung, eine im unsterblich deutschen Sinne des Wortes un politische Literatur. Weil sie so war, weil sie ein menschlich nationaler Ausdruck war, ganz ohne Führergebärde, darum konnte sie jene vorbereitend einigende Wirkung üben, und darum konnte der deutsche Buchhändler sich als einen Diener am Volk, als einen Mitarbeiter an deutscher Einheit fühlen. Darum liegt ihm auch heute — da freilich die äußere Neichseinheit erhalten ist, es aber um die innere Einheit so schmerzlich und gefährlich steht — historischer und nationaler Weise der Glaube im Blut, das deutsche Volk müsse sich wieder auf das. was er vermittelt, auf das geistige Leben besinnen, als das Mittel zur Einheit. Ein Glaube und Pathos, über das mancher lächeln wird. Kann denn das geistige Leben ein Mittel zur Einheit sein, gerade das deutsche, das vielfältigste, um nicht zu sagen das verzetteltstc der Welt? Un^ gerade in dieser Zeit, der geistig und seelisch zerrissensten? — Nun, ich bekenne, daß ich den Glauben der Buchhändler teile, und zwar werden wir uns wohl darum in diesem Punkte verstehen, weil wir uns verstehen über den Begriff des Führertums. Ein Führer, meint mancher, ist ein Mann, der irgendein Banner ergreift, es hochschwingt und schreit: Mir nach! Von solchen forschen Führern ist die Welt voll, aber sie führen nicht zusammen, sondern auseinander. Der Art des Dichters war solche Führung selten, und das versteht sich. Ein Dichter, ein Schriftsteller ist ein Mensch, der von den Gegenständen, der wilden Problematik der Zeit viel zu sehr bis in seine Wurzeln erschüttert ist, als daß er den Banuerschwinger machen könnte. Seine Selbst disziplin und Bildnergcrechtigkeit mit der Gleichgültigkeit der photo graphischen Linse zu verwechseln, ist eine sehr fehlerhafte Ver wechslung. Seine Leidenschaft ist die Durchleuchtung der Probleme, die Aufrüttelung der Gewissen, die Arbeit kritischer Reinigung, in nerer Befreiung. Er ist von Natur weit eher ein Erzieher als ein Führer. Daß er aber zum Führer werden kann, unbewußt, ungewollt, in seiner Wirkung: daß die Besinnung auf jenes »geistige Leben«, jenes Leben als Geist, das man Kunst, Dichtung, Literatur nennt, eine Besinnung auf unser Bestes, Echtestes, Gemeinsamstes bedeutet, und daß sie menschlich und national einigend wirken kann, das ist der Glaube, den ich für meine Person mit den Buchhändlern teile. Ja, ein solcher Glaube kann noch weiter gehen. Wenn es eines Tages zu einer über- und internationalen Einigung, zu der materiellen, wirtschaftlichen und politischen Einigung Europas kom men soll, deren Notwendigkeit in so vielen Köpfen und Herzen zu dämmern begonnen hat, so wird auch hier jene geistige Vorberei tung vorangehen müssen, jene Disziplinierung, Gewissensweckung, Reinigung und Befreiung, jenes Sichbesinnen auf das europäisch Gemeinsame und ein menschliches Sichfinden der Besten auf dem Boden der Gesittung und der Kultur. Das Leben als Geist, als Wort und Gebild muß dem materiellen, dem sogenannten »wirk lichen« Leben vorangehen, damit es sich zum Besseren und Guten gestalte. Wie sollte aus solcher Einsicht der Mittler des Geistes, der Buchhändler, nicht jenes berufliche Pathos ziehen, von dem ich sprach, und jenen Glauben, der seinen Buchfesten, diesen feinen werbenden Veranstaltungen zugrundeliegt! Auch scheint es ja, daß die deutsche Menschheit diesen Glauben teilt. Ich sehe es noch, wie vor zwei Jahren die Menge sich zur Eröffnungsfeier der Buchaus stellung drängte und dann eine Woche lang jede Vortragsveranstal tung überfüllte. Gewiß, so wird es wieder sein und gewiß, dies Drängen der Vielen nach dem Geistigen hin, man kann es wohl im höchsten Sinne rührend nennen. Eine große und rührende Erschei nung. die dem großen und rührenden deutschen Volk, diesem ge plagten und sehnsüchtigen Volk, zur höchsten Ehre gereicht.« Diese schönen, hoffnungsfrohen Worte erinnern an manchen trefflichen Ausspruch, der während des Jubiläumsjahres zu Ehren des Börsenvereins und des deutschen Buchhandels getan worden ist. Sie weisen zugleich auf ein Kernproblem hin, das die Lage des Buchhandels und sein Schicksal in schärfster Zusammenfassung zeigt. Der Buchhandel leidet nicht nur unter materiellen, merkan tilen Schwierigkeiten, wie sie sich aus der allgemeinen Notlage des deutschen Volkes und unserer Wirtschaft zwangsläufig ergeben. Vor allen andern Gewerbezweigen wird er zugleich am unmittel barsten und schwersten von der geistigen Unruhe und Zerrissen heit, die unser Leben zerklüftet und unfruchtbar macht, betroffen. Ganz und gar abhängig von der literarischen Produktion, sieht er seine Arbeit erschwert durch deren Schwächen und Mängel, die sich zugleich in Spaltungen und Verwirrungen in den Absatzverhält nissen auswirken. Das macht sich bei der Werbearbeit im Innern bemerkbar; das hindert zum Teil aber auch die Verbreitung man cher deutschen Literatur im Ausland. Daran wird man sich er innern müssen, wenn manchmal die Unzufriedenheit mit den Zu ständen in den eigenen Reihen gar zu drückend zu werden droht und Unlust und Mutlosigkeit gar zu groß werden wollen. Wohl bewirkt die Erregtheit des geistigen Lebens unsrer Tage ein ge steigertes Orientierungsbedürfnis, wie sie auch zu vermehrter Pro duktion reizt. Aber das erschöpft sich vielfach in überstürzt her vorgebrachten Eintagswerten, die in hastiger Lektüre verschlungen
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