Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u s g e g e b e n von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börscnvercins. M 97. Freitags, den 5. November 1841. Die Confessio» des Börsenblattes. Die Redaction des Börsenblatts sagt ganz mit Recht in dem Nachwort zu dem Aufsatz über die Eensur in Nr. 90, daß nicht Jeder damit einverstanden sei, wenn Politik und Religion im Börsenblatt verhandelt werden. Ich gehöre zu denjenigen, welchen das Gerede „von Finsterlingen, Geistes-Sclaverci früherer Jahrhunderte, unsinniger Frei- hcitsfasclei, heillosem Schwindel" und wie alle die hochtö nenden Worte mehr lauten mögen, schon seit längerer Zeit im Börsenblatts unangenehm ist, die meinen, das Börsen blatt solle weder katholisch, noch protestantisch, weder mo narchisch, noch constitutione! sein, die es diesem Blatt für einzig heilsam erachten, daß es keiner Partei dient, kei ner Eonfession angehört. Es ist ein „Blatt für den deut schen Buchhandel und für die mit ihm verwandten G e - schäftszweigc" was also über das Geschäftliche hinaus liegt, — soll ihm fremd bleiben. Die Redensart: „wir sollen unfern Standpunct über den Parteien nehmen" lau tet sehr schön, wer aber darf sich rühmen, daß er über den Parteien stehe? Dem Börsenblatts liegt die Verpflichtung ob, seine Spalten allen den Handel mit Büchern betreffenden Ge genständen zur Besprechung zu öffnen. Es verfehlt aber seinen Zweck, wenn es hierüber hinaus geht, und die Köpfe der Buchhändler reformiren will. Die Redlichkeit der Ueber- zeugung in den haitischen Jahrbüchern ist eben so achtungs- wcrth, als die der Münchener historisch-politischen Blätter, und die einen werden der Redaction des Börsenblatts eben so wenig das Recht einräumcn, von „unsinniger Freiheits- fasclei und heillosem Schwindel" zu reden, als die andern sich die „Finsterlinge und die Geistes-Sclaverci früherer Jahrhunderte" gefallen lasten werden. Beide Richtungen aber haben, mit den mannigfachsten Schattirungen, im Buchhandel ihre Vertreter, und, wie ich annehmen darf, in der redlichsten Ucberzeugung. Darum mögte aber kaum 8r Jahrgang. Einer unter den Abonnenten des Böisenbl. diesem die Besugniß zugestehcn, über Dinge abzuurtheilen, die durch aus vor einen andern Gerichtshof gehören. Nehme ich die Höllischen Jahrbücher zur Hand oder die Münchener histo risch-politischen Blätter, so weiß ich genau, was ich finde; ich halte diese oder jene Zeitschrift, je nachdem sie mir ge fällt, oder meiner sonstigen politischen oder religiösen Rich tung zusagt. Im Börsenblatt will ich aber nur buch händlerische Gegenstände lesen, und es wird wohl wenig Buchhändler geben, die hierin mit mir nicht einver standen wären. Ich gestehe der Redaction des Börsenblatts eben so viel Redlichkeit der Ueberzeugung zu, als ich von ihr für mich verlange, und als jeder Einzelne für sich in Anspruch zu nehmen berechtigt ist, so lange nicht das Gegcnthcil erwiesen wurde; die Versicherung aber glaube ich der Redaction des Börsenblatts geben zu können, daß alle diese schönen Reden völlig ohne Erfolg bleiben werden, da Niemand sich geneigt finden wird, von der Redaction des Börsenblatts in dieser Beziehung Lehren anzunehmen, da Jeder vielmehr verlan gen kann, daß im Börsenblatts wenigstens seinen religiösen und politischen Ansichten nicht zu nahe getreten werde. Wer mich kennt, wird wissen, daß ich im vorliegenden Falle nicht pro srs et cknmo rede, sondern im Interesse Aller das Wort genommen habe. Koblenz, 24. Oct. 1841. K. Badeker. lieber das Commissionswescn in Snddcutschland. Während der Weinheimer Buchhändler-Verein mit dan- kcnswecthem Eifer bemüht ist, die Gebrechen des süddeut schen Buchhandels zu heilen, und diese Aufgabe mit vieler Umsicht löst, muß man es dennoch auffallend finden, daß derselbe einen Hauptübclstand, der wohl geeignet wäre, be rücksichtigt zu werden, bisher unerwähnt ließ. 180