Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1874

Nichtamtlicher Theil. Ter internationale Postvcrtrag. Ueber den Weltpostcongreß, der zu Bern vom 15. Sept, bis S.Oct. tagte, schreibt die Provinzial-Correspondenz: „DerWelt- postcongreß ist zur Herstellung eines Allgemeine» Postvereincs" gelangt, durch welchen die hohen Ziele der Versammlung, wenn auch nicht in vollem Maße, doch in sehr bedeutendem Umfange erreicht werden. Der große Verband, welchem alle Staaten Europas (mit vorläufiger Ausnahme Frankreichs) sowie die Nordamerikanische Union beigetreten sind, wird ein Gebiet von nahezu 300 Will, Men schen umsasscn, (Wie Bundesrath Borel in seiner Schlußrede als Vorsitzender des Congrcsses erwähnte, umfaßt der neue „Weltpost verein" 22 Länder mit einer Bevölkerung von mehr alz 350 Mil lionen und einem Umfange von ca, 37 Millionen Quadratkilometern, D, Red.) Die Errichtung dieses allgemeinen Postverbandcs, dessen endgültige Genehmigung durch die betheiligtcn Regierungen keinem Zweifel unterliegt und dessen weitere Ansdehnung aus andere außer europäische Staaten zuversichtlich erwartet werden darf, bezeichnet einen höchst bedeutsamen Fortschritt aus dem Gebiete des allgemeinen Weltverkehrs, Das hauptsächliche Verdienst um die Anregung, Vor bereitung und Durchführung des wichtigen Unternehmens gebührt dem Generalpostdirector des Deutschen Reiches, vr, Stephan, welcher seit Jahren seinen ganzen Eiser an die Verwirklichung des großen Planes gesetzt hat" — Aus dem Vertrage, wie er aus den Ver handlungen des Congrcsses hervorging und den wir nach erfolgter Ratificirnng noch seinem ganzen Wortlaute nach mitthcilcn werden, lassen wir hier einstweilen die sür unser» Verkehr wichtigsten Bestim mungen folgen: Die Festsetzungen des Vertrages erstrecken sich auf Briese, Correspondcnzkarten, Bücher und andere Drucksachen, sowie Waarcnproben und Geschästspapiere, welche ans einem der Posl- vereinsstaaten hcrstammcn und nach einem andern derselben bestimmt sind. Gleicherweise erstrecken sie sich aus den Postaustausch der oben erwähnten Gegenstände zwischen den Vereinsstaatcn und den dem Vereine nicht angchörcnden Staaten, sofern bei diesem Verkehr die Ge biete von mindestens zweien der Vcrtragstheiinchmcr berührt werden, — Der allgemeine P ortojatz des Vereins ist sür den einsachcn srankirten Bries aus 25 Cts, festgesetzt. Als Uebcrgangsmaßregcl ist es jedoch jedem Staate, um seinen Münz- oder andern Verhältnissen Rech nung zu tragen, erlaubt, einen höher» oder geringer» Portosatz als diesen Betrag zu erheben, wenn er nur nicht 32 Cts, übersteigt, und nicht unter 20 Cts, beträgt. Als einfacher Bries wird jeder Brief betrachtet, dessen Gelvicht nicht 15 Gramm übersteigt. Der Porto satz der dieses Gewicht übersteigenden Briese ist der eines einfachen Portos für 15 Gramm oder 15 Gramm Bruchtheil, Das Porto der nicht srankirten Briefe beträgt das Doppelte des Portosatzes des Destinationslandes sür die srankirten Briese, Die Francatur der Correspondcnzkarten ist obligatorisch, Ihr Portosatz ist aus die Hälfte desjenigen der srankirten Briese festgcstellt, mit der Befugniß, die Bruchtheile zu arrondiren. Für jeden Seetransport von inehr Einnndvierzigster Jahrgang, als 300 Seemeilen kann dem gewöhnlichen Porto eine Zuschlags taxe beigesügt werden, welche jedoch nicht die Hälfte des allgemeinen Bcreinsportosatzes sür den srankirten Brief übersteigen darf, — Der allgemeine Bereinsportosatz sür Geschäftspapiere, Waaren- muster, Zeitungen, broschirte und gebundene Bücher, Broschüren, Musikalicn, Visitenkarten, Kataloge, Prospcete, Annoncen und ver schiedene Ankündigungen, gedruckte,gravirte, lithographirte oder anto- graphirtc, sowie für Photographien ist auf 7 Cts, für jede einfache Sendung angesctzt. Als Uebcrgangsmaßrcgel istcs jedoch jedem Lande, um seinen Münz- oder anderen Verhältnissen Rechnung zu tragen, erlaubt, einen höheren oder geringeren Portosatz als diesen Betrag zu erheben, wenn er nur nicht 11 Cts, übersteigt und nicht unter 5 Cts, beträgt. Als einfache Sendung wird jede Sendung betrachtet, deren Gewicht nicht 50 Gramm übersteigt. Der Portosatz der dieses Gewicht übersteigenden Sendungen ist der eines einfachen Portos für 50 Gramm oder 50 Gramm Bruchtheil, Für jeden Seetrans port von mehr als 300 Seemeilen kann dem gewöhnlichen Porto eine Znschlagstaxc beigesügt werden, welche jedoch nicht die Hülste des allgemeinen Vereinsportosatzes sür die Gegenstände dieser Kate gorie, übersteigt. Das Gewichtsmaximum der oben angeführten Gegenstände ist sür Muster ans 250 Gramm und für alle anderen auf 1000 Gramm angesetzt, — Zur Frankirung muß der Absender sich der im Ursprungslande gültige» Postsreimarken bedienen, Zei tungen und andere Drucksachen, welche nicht frankirt oder nicht ge nügend srankirt sind, tverden nicht in Umlauf gebracht. Die anderen Sendungen, welche nicht frankirt oder nicht genügend frankirt sind, werden gleich unsrankirten Briesen taxirt, nach Abzug des Wertstes der verwendeten Postsreimarken, wenn solcher stattzunnden hat, — Der Vertrag tritt am 1, Juli 1875 in Kraft, Misrrllen. Es liegt eine interessante Statistik des amerikanischen An noncenwescns vor. Danach beträgt die Summe, die jährlich in New-Uork für Annoncen ausgegeben wird, etwa I0H Will, Doll,, wovon der New-Iork Herald allein etwa 2^ Mill,, mithin etwa 7500 Doll, den Tag cinnimmt. Die zweite Stelle nimmt die Ncw- Horker Staats-Zeitung ein, die über 2 Mill, Doll, im Jahre sür Annoncen vereinnahmt, während sich die Einnahmeziffer der New Dork Times etwa auf 1U Mill, bcläust. Um aber diese Ziffern hcr- zuftcllen, werden auch von Einzelnen in einer in Europa gar nicht gekannten Weise Ausgaben sür Annoncen gemacht, M, Stewart gibt jährlich 6—700,000 Doll , Lord L Taylor 250,000, ein bekannter Seifenhändler 250,000, der bekannte Barnum etwa lh Mill, Doll, aus, Pcrsonalnachrichte». Herr W, H, French (I, F, Hartknoch) in Leipzig hat von dem Fürsten Reuß j, L, in Anerkennung seiner Verdienste um den Ver ! lagsbuchhandel einen kostbaren Brillantring bekommen, 531