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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1931
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- 1931-06-27
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- 27.06.1931
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MMlAMmDkMtM VMmM Nr. 146 (R. 74). Leipzig, Sonnabend den 27. Juni 1931. 98. Jahrgang. TedMLonMer TA Schriftsteller und buchhandlerische Freizeit. Von Hans Richter. Bor wenigen Tagen ist die Freizeit des Buchhändler-Ver bandes Hannover-Brauuschweig aus der Schaumburg an der Weser zu Ende gegangen, und da ich an ihr als Vortragender und ich kann wohl auch sagen als Teilnehmer mitgowirkt habe, möchte ich einige Worte über die Frage der Beteiligung des Schriftstellers an diesen Zeiten überhaupt an, Beispiel erläutern. Dringende Studien haben mich leider verhindert, die ganze Freizeit mitzumachen, ich bin aber doch von Airsang an fünf Tage mit den Jungbuchhändlern zusammengewesen und ich glaube ein Bild über die ganze Zeit gewonnen zu haben. Meines Wissens ist der Versuch, den Schriftsteller hinzuzuziehen, noch nicht oft gemacht worden und ich hoffe, daß die Erfahrungen dieser Freizeit dazu beitragen werden, den Versuch zu wieder holen. Es wird oft darüber geklagt, daß das alte patriarchalische Verhältnis zwischen Buchhändler und Autor durch das Maschi nenzeitalter zerstört worden ist, hier, in den Freizeiten, scheint mir Gelegenheit zu sein, eine neue Verbindung anzuknüpfen. Der Jungbuchhändler — auf der Schaumburg waren in der Mehrzahl junge Sortimenter — kennt den Namen des Autors aus den Börsenblatlanzeigcn, aus den Katalogen und von den Buchrücken seines Lagers her, ab und an wird er auch das eine oder andere Buch von ihm gelesen haben, wie anders wird er aber zu ihm und zu den Autoren überhaupt stehen, wenn er den Menschen kennengelernt hat, wenn er etwas über seine Art zu schaffen, über seine Art sich zu geben weiß. Der Autor wird in seinem Vortrag — ich sprach über schriftstellerische Studien und erläuterte am Beispiel meiner Ausland- und Jnlandreisen den Werdegang von der Idee zum fertigen Roman — meist über sich und über eigene Angelegenheiten sprechen, er wird aber inner und außerhalb seines Vortrages, auf Spaziergängen und an den Abenden, viel Gelegenheit haben, auch andere Fragen zu be rühren und er wird so nicht nur die Verbindung zwischen sich und dem Buchhandel Herstellen, sondern darüber hinaus die zwi schen dem Schriftsteller und dem Buchhändler überhaupt. Das kann er geben. Mitnehmen wird er vielerlei. Ich habe — wie auch die meisten anderen Vortragenden — an den Ar beitszeiten stets teilgenommcn, ich habe mich an den Diskussionen beteiligt und viel Neues gelernt. Die buchhändlerischen Kennt nisse des Autors — die ebenso wichtig sind wie die des Buch händlers über den Autor — werden also vertieft und erweitert, zum Teil werden sie überhaupt erst geschaffen werden. Die rein menschliche Art des Zusammensindens wird individuell verschie den sein, ich und ein Teil der Vortragenden Herren, unter ihnen auch der Leiter der Freizeit, Herr Müller vom Sponholtz Ver lag, haben uns bemüht, mit den Zwanzigjährigen zwanzigjährig zu sein, wenn wir mit ihnen Dauerlaus durch den Wald mach ten, in den Hohnsteinklippen kletterten, den steilen Burgberg hinunterrasten, wunderten, in der Weser schwammen und am Abend mit ihnen tanzten und sangen. Unserer Würde als Vor tragende hat das notabene keinen Abbruch getan. Das wird nicht jedem gegeben sein, ich habe aber am Beispiel meines verehrten Mitvortragenden Professor Menz gesehen, daß man auch ohne Schwimmen und Turnen mit jungen Menschen jung sein kann. Ich überlasse es berufenerer Stelle, über die Ergebnisse die ser Freizeit noch selbst zu berichten, ich begnüge mich mit der Anregung an den Buchhandel, auch weiterhin Schriftsteller zu den Freizeiten als Vortragende und als Mitwirkende heranzu ziehen. Der Schriftsteller wird dabei den Buchhandel kennen lernen und für den Buchhändler wird aus dem Buche der leben dige Mensch sprechen, aus dem Bücherverkäufer wird der Mittler zwischen Erzähler und Zuhörer werden. Und das wünschen wir uns vom Buchhändler doch eigent lich alle. Die Internationale Buchkunst-Ausstellung in Paris. Von Ernst Colli n. Ausstellungen sind den Bilanzsitzungen der Aktiengesellschaften vergleichbar. Sie stellen einen Rechenschaftsbericht über die Leistungen eines Gewerbes bar und geben so die Möglichkeit, die Berechtigung der eingeschlagenen Wege zu überprüfen und daraus die Folgerungen für die Zukunft zu ziehen. Eine internationale Ausstellung, die wie jetzt die Pariser Internationale Buchkunst-Ausstel lung das buchkünstlerische Schassen von zwanzig Nationen zur Dar stellung bringt, ist zugleich ein wertvoller Vergleichs,»abstab und muß allein deshalb ihre ideellen und praktischen Früchte tragen. Die vier seit der ersten Internationale» Buchkunst-Ausstellung in Leipzig verflossenen Jahre sind in den meisten Ländern für die Schassenden des Buchgewerbes keine allzu günstigen gewesen, denn sie um spannen eine Zeit schwerster Wirtschaftskrise, die sich in den letzten Jahren dauernd verschärft hat und namentlich aus Deutschland und dem deutschen Buchgewerbe mit ganz besonderer Wucht lastet. Deshalb mochte es berechtigt erscheinen, wenn man mit der Frage beschwert nach Paris fuhr, ob diese Ausstellung nicht eher von einem Rückgang ajs von einem Aufstieg der buchkünstlerischen Leistungen Kunde geben würde. Um diese Krage sofort zu beant worten: man hatte bet der Betrachtung der verschiedenen nationalen Abteilungen nirgends das Gefühl eines Erlahmcns der buchgewerb lich-künstlerischen Initiative, sondern überall trat einem das Bild einer ernsthaften Arbeit im Dienste des schönen Buches entgegen. Wenn das schöne Buch als ein Luxuserzeugnis und als eine An gelegenheit begüterter Bibliophilen in der Ausstellung Frankreichs dominierte, so liegt dies nicht nur daran, das! Frankreich als Gast geber der Ausstellung aus ihr am stärksten beteiligt war, nicht nur daran, daß Frankreich von der Weltwirtschaftskrise verhältnismäßig bisher am wenigsten betroffen wurde, sondern man bars auch nicht vergessen, daß das bibliophile Luxusbuch in diesem Lande aus eine Jahrhunderte alte Tradition zurückblickt. Deshalb muß die Ver anstaltung der Internationalen Buchkunst-Ausstellung in Paris, »auf das seit 1Ü0V Jahren die Augen der gesamten Kulturwelt stets voll höchster Erwartung und Bewunderung gerichtet sind-, wie Professor Steiner-Prag im Vorwort des Katalogcs der deut schen Abteilung sagt, allein deshalb als ein Ereignis betrachtet wer den, weil man auf ihr in großem Nahmen die französische Buchkunst und insbesondere die Buchbindckunst kennen lernte. Bas die französische Buchkunst von der Deutschlands und anderer auf diesem Gebiete führenden Länder grundsätzlich unterscheidet, ist die Tatsache, daß sich in Frankreich die Künstler und die Buchbinder in den Dienst des Bibliophilen gestellt haben und sich bemühen, dessen Ansprüche aus Reichtum der Ausstattung und aus rcln qualitative Höchstleistung im Technischen, um nicht zu sagen im Artistischen zu be friedigen. So ist es in Frankreich der Bibliophile, der den Geschmack des Buches diktiert, auf dessen Konto die Bevorzugung klassischer Kunstrichtungen kommt. Demgegenüber sehen wir in Deutschland, daß es der Buchkünstler tst, der, wenn auch nicht unabhängig von biblio philen Modeströmungen, so doch ihnen nicht untertan im Rahmen der merklichen werkhaften Gesetzmäßigkeit dem schönen Buch Leben ver leiht. So kommt es, daß in Frankreich bibliophiles Buch und Gc- 613
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